Die Funktionsanalyse in der Zahnmedizin: Wie wichtig ist das?

Warum ist die Funktionsdiagnostik/-analyse in der Zahnmedizin unerlässlich?

Die Funktionsanalyse in der Zahnmedizin ist ein wichtiger Bestandteil der zahnärztlichen Befunderhebung. Sie dient der Untersuchung der Funktion des Kausystems, und ist essentiell für die Planung weiterer Therapieschritte. Die Prävalenz einer CMD Erkrankung liegt bei 10-20% der Gesamtbevölkerung. Die Tatsache, dass also ein Patient mit einer CMD Erkrankung in der Praxis vorstellig wird, ist durchaus gegeben und unterstreicht die Notwendigkeit einer detaillierten Befunderhebung.

Funktionsanalyse: Schmerzen und Beschwerden des Kausystems erkennen

Mit Hilfe der Funktionsdiagnostik können Muskelschmerzen, Gesichtsschmerzen oder akute Kiefergelenkbeschwerden diagnostiziert werden. Zudem helfen Kenntnisse über die Funktionsdiagnostik, Genesungsprognosen und -verläufe zu stellen.

Prozedere

Bei der Befragung des Patienten wird der Zahnarzt*in nach den Beschwerden des Patienten fragen. Informationen über Vorerkrankungen, Medikamenten und anderweitige Beschwerden (z.B. Tinnitus, Rückenschmerzen) dienen der Einschätzung weiterer Therapiemaßnahmen. Bei der körperlichen Untersuchung wird die Kaumuskulatur, das Kiefergelenk und die Zähne untersuchen. Um Verkettungssymptomatiken auszuschließen ist -spätestens dann – eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Physiotherapie unerlässlich.

Die DGZMK hat Richtlinien über Behandlungsschritte dargestellt. Die Definition der Indikation zur Funktionsanalyse vom DGZMK lautet: Bereits bei einem Verdacht auf das Vorliegen funktionell bedingter Zahn-, Kiefergelenk- und Muskelerkrankungen muss noch vor einer Behandlung die Funktionsanalyse durchgeführt werden.“[1]

Ein Gerichtsurteil zeigt die Bedeutung der Funktionsanalyse

Das es sehr wichtig ist, den Kiefergelenk sich anzuschauen, bevor man das einsetzen einer Prothetik veranlasst, zeigt dieses Gerichturteil vom 04.11.2026 am Oberlandesgericht in Hamm. Die Klägerin wirft der Beklagten Behandlungsfehler vor. Die Beklagte habe vor der Erneuerung der Prothetik keine Funktionsanalyse durchgeführt. Dadurch sei es zu einem schiefen Biss gekommen, der zu einer Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) geführt habe.[2] Die Klägerin hatte bereits während der Behandlung erste Beschwerden entwickelt, die sich im Laufe der Zeit verschlimmert hatten. Sie litt unter Schwindel, Übelkeit, Benommenheit, Gesichts-, Nacken-, Rücken-, Gelenk- und Kopfschmerzen.[3]

Aus diesen Erkenntnissen lässt sich schließen, dass die Funktionsdiagnostik/-analyse ein unverzichtbares Verfahren zur Diagnostik und Therapie von Funktionsstörungen des Kausystems ist. Sie kann dazu beitragen, Schmerzen und andere Beschwerden zu beseitigen und die Funktion des Kausystems wiederherzustellen. Des weiteren dient sie zur rechtlichen Absicherung der Zahnmedizin.

 

 

[1] http://zahnarzt-schwedler-jacobs.de/pages/leistungen/funktionsdiagnostik-und-kiefergelenks–und-schienentherapie.php, Zugriff: 14.01.2024

[2] vgl. https://openjur.de/u/2244022.html, Zugriff: 14.01.2024

[3] https://openjur.de/u/2244022.html, Zugriff: 14.01.2024